Schulprofil

Die Schulbildung hat bei den Benediktinern eine lange Tradition und schöpft aus den Werten, die im Kloster Jahrhunderte lang gelebt und bewahrt wurden. In der Klosterregel des Hl. Benedikt sind Grundsätze zu finden, die damals wie heute Gültigkeit haben und bis heute unser Schulklima prägen.

Erziehung im Geist des hl. Benedikt

Die Schulbildung hat bei den Benediktinern eine lange Tradition. Sie schöpft aus den Werten, die im Kloster jahrhundertelang bewahrt und gestaltet wurden und die hier jeder Raum atmet. Es ist das christliche Menschenbild, das in unserer Schule gelebt und vermittelt wird und das Bildung und Erziehung trägt. In der Klosterregel des hl. Benedikt, unseres Ordensgründers, sind Grundsätze zu finden, die dieses christliche Menschenbild in den Alltag umsetzen und die nicht nur für Mönche aktuell sind.

Erziehung, die aus der Stille schöpft

Für Benedikt ist ein Kloster zuerst eine ganz bewusst gestaltete Umgebung. Im Zusammenspiel von Architektur und Natur, von sinnvoller Raumordnung und Zeitgestaltung soll der Mensch zu sich selber kommen und den eigenen Weg der Gotteserfahrung finden. Nicht eine "Tintenburg" oder eine "Leistungsfabrik", sondern ein Haus für alle Sinne gibt Geborgenheit und spricht den Menschen ganzheitlich an. Zu einem Kloster gehören deshalb auch Räume des Schweigens und des Staunens, die erlebbar machen, was Benedikt als Motto ausgibt: "Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden!" (vgl. Prolog 1). In der Reizüberflutung einer hektischen und lauten Zeit sind solche Momente der Stille auch in einer Schule notwendig. Die Stilleübungen im Morgenkreis und in der Freien Arbeit nehmen diese alten Erfahrungen auf und wenden sie auf unsere Zeit an.

Erziehung zu Ehrfurcht und Respekt

Gegenseitiges Achten und Zuvorkommen sind mitmenschliche Grundhaltungen, die im Kloster das Zusammenleben bestimmen sollen. Die Ehrfurcht ist Gott zu erweisen, den Mitmenschen, der Schöpfung, ja allen Dingen, wenn es heißt: "Den ganzen Besitz des Kloster betrachte man als heiliges Altargerät." (vgl. RB 31, 10). Theoretisch ja, aber praktisch ein ständiger Kampf, wird vielleicht so mancher sagen, der mit Kindern zu tun hat. Höflichkeit, Ehrlichkeit und Respekt vor der Person sind Ziele, um die es zu ringen gilt. In einer Konsum- und Wegwerfgesellschaft ist es zudem schwieriger geworden, sich bleibende Werte, Sorgfalt und Sparsamkeit anzueignen. Und doch weiß jedes Kind, dass ohne solche Haltungen unsere mitmenschliche und natürliche Umwelt am Giftmüll ersticken würde.

Erziehung zur Gemeinschaft

Nicht das Einzelkämpfertum der Eremiten, sondern Gemeinschaftsklöster wollte unser Ordensgründer fördern. Seine Klöster galten bald als Orte der Integration zwischen den unterschiedlichen Völkern und Bildungsschichten der damaligen Zeit und ließen ihn zum Patron Europas werden. Die Gleichberechtigung aller und sein Mitbestimmungsmodell mit Räten und bei der Abtwahl waren ein Novum in einer patriarchalischen Zeit, gleichzeitig ein Erfolgsgeheimnis seiner Gemeinschaften. Er schreibt, dass alle zur Beratung zu rufen seien, "weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist." (RB 3, 3). Die altersgemäße Mitsprache und der partnerschaftliche Erziehungsstil sind heute vieldiskutierte Herausforderungen der Pädagogik, genauso wie die Integration von unterschiedlichen Leistungsniveaus, von Behinderungen und Ausländern. Nicht nur eine Klosterschule wird dabei um ein positives Konzept zu ringen haben.

Erziehung zu einer menschlichen Leistungshaltung

Benedikt brachte den Römern bei, dass ein erfülltes Leben nicht bedeuten muss, die Arbeit zu verachten und den Sklaven zu überlassen. Gebet und Arbeit ergänzen sich. Nicht eine blinde Leistungsgesellschaft, aber auch nicht bloßes Meditieren zeichnet seine Mönche aus, die "von ihrer Hände Arbeit leben sollen."(RB 48,8). Die Verbindung mit den Lebensgrundlagen, wie in der Führung von Landwirtschaft und Betrieben deutlich wird, soll auch ein geistlicher Mensch nie aus den Augen verlieren. Ein/e Schüler/-in heutzutage muss vorbereitet werden, etwas zu leisten, seine/ihre Fähigkeiten zu entwickeln und selbstständig zu arbeiten. "Wir fordern Leistung und helfen dir dabei", ist ein Schlagwort nicht nur der Marchtalschulen. Weiters gilt es Zeichen zu setzen gegen reines Leistungs- und Vermarktungsdenken. Deshalb sind Schulgebet und religiöses Feiern nicht katholische Pflichtübungen, sondern die Hilfe, dass Seele und Mitmenschlichkeit nicht zu kurz kommen.

Erziehung mit väterlicher Autorität

Benedikt organisierte seine Klöster unter der Leitung eines Abtes, d.h. wortwörtlich eines Vaters. Er fordert von diesem, dass er den Ernst des Meisters mit der Güte des Vaters verbinden (RB 2,24) und suchen soll, mehr geliebt als gefürchtet zu werden (RB 64,15). Es gibt im Kloster eine klare Autorität, die fordert und Konsequenzen setzen kann. Diese ist aber transparent auszuüben nach dem Maßstab des Evangeliums. Nicht über Objekte ist Macht auszuüben, sondern väterlich Leben zu fördern. Es gibt auch in der Schule Konsequenzen, es gibt Prinzipien und eine Ordnung. Fehlentwicklungen werden nicht mit "da kann man nichts machen" oder "bitte nicht einmischen" übergangen, sondern behandelt. Das Leiter- und Lehrerleitbild einer benediktinischen Schule orientiert sich aber gleichzeitig daran, dass immer mehr der Vater als der Manager oder Chef, mehr der Begleiter als der Experte gefragt ist.

Der hl. Benedikt wollte vor 1500 Jahren "Schulen für den Dienst des Herrn" gründen, also für ein Leben im Einklang mit dem Schöpfer und seinen Plänen mit den Menschen. Er hat dabei nicht fromme theologische Behauptungen und pädagogische Wünsche formuliert, sondern Haltungen gelehrt und gelebt, die für viele tausende Schüler Lebensbegleitung und Vorbereitung auf das Erwachsenwerden geworden sind.
Benediktinische Schulen schöpfen aus der lebendigen Interpretation dieses Erbes und werden auch an diesem Maßstab immer zu messen sein.

 

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